Titel: Weit weg und ganz nah ( Originaltitel: The One plus One)
Autor: Jojo Moyes
Verlag: rowohlt polaris
Seitenzahl: 508
ISBN:978-3-499-26736-9
Erhältlich: praktisch in allen Buchläden und Online Büchershops
Cover
Wie auch schon bei "Ein ganzes halbes Jahr" von Jojo Moyes hat mir die Schlichtheit des Covers gefallen. Es ist einfach gestaltet und irgendwie trotzdem romantisch.
Klapptext des Buches
... dein Mann hat sich aus dem Staub gemacht, Du schaffst es kaum, deine Familie über Wasser zu halten. Deine hochbegabte Tochter bekommt eine einmalige Chance. Und du bist zu arm, um ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Plötzlich liegt da ein Bündel Geldscheine. Du weisst, dass es falsch ist. Aber auf einen Schlag wäre dein Leben so viel einfacher ...
Und einmal angenommen, du strandest mitten in der Nacht mit deinen Kindern am Strassenrand - und genau der Mann, dem das Geld gehört, bietet an, euch mitzunehmen. Würdest du einsteigen? Würdest du ihm irgendwann während eures verrückten Roadtrips gestehen, was du getan hast?
Und kann das gutgehen, wenn du dich ausgerechnet in diesen Mann verliebst?
Wie hat mir das Buch gefallen?
Hmm, dieses Mal ist's nicht so einfach diese Frage zu beantworten. Kurz bevor ich diese Geschichte gelesen habe, habe ich "Ein ganzes halbes Jahr" von der gleichen Autorin gelesen und war hin und weg gewesen. In "Weit weg und ganz nah" konnte ich mich irgendwie nicht so richtig in die Geschichte hineinfühlen. Das lag aber überhaupt nicht am Schreibstil der Autorin, der mir nach wie vor sehr gut gefällt. Auch dieses Mal wurde die Geschichte immer aus verschiedenen Sichtweisen geschildert, einmal berichtet Jess, dann wieder Ed, dann Tanzie etc.... das hatte mir im ersten Buch noch gefallen, aber hier fand ich die Wechsel irgendwie zu häufig. In der Geschichte selbst haben mich ein paar Punkte gestört, die für mich nicht schlüssig waren oder nicht nachvollziehbar. Ich fand es völlig nachvollziehbar, dass Jess in der Situation, in der sie gesteckt hatte, das Geld an sich genommen hatte. Nicht nachvollziehbar war für mich, dass Ed deswegen gleich ein Schlussstrich gezogen hat, nachdem er Jess kennen und lieben gelernt hatte. Schliesslich kannte er ihre Situation nun auch, war er doch mit ihr und den Kindern durch England nach Schottland gefahren, hat dabei auch ihren unfähigen und verlogenen Ex kennengelernt und die Fähigkeiten von Tanzie erkannt. Ed selbst ist ja auch kein Unschuldslamm. Was sollte also das Theater, um ein paar hundert Pfund, die er als stinkreicher Typ eh verkraften konnte? Ein klärendes Gespräch hätte da doch schon mal gereicht, aber nein, man lässt die Frau noch nicht mal zu Wort kommen und haut gleich ab. Dass es nicht richtig war, was sie getan hatte, war Jess ja selber klar. Diesen Teil fand ich irgendwie etwas überzogen.
Auch gestört hat mich, als Ed endlich zu seinem im Sterben liegenden Vater ins Krankenhaus reist, es folgt ein klärendes Gespräch und danach fährt er einfach mit Jess und den Kindern weiter. Wenn es aber so schlimm um den Vater steht, würde ein Sohn doch an das Krankenbett zurückkehren ... das sind einfach so kleine Punkt, die vielleicht eine Sache der Interpretation sind, aber mich irgendwie gestört haben. Natürlich gibt es auch wunderschöne und berührende Momente in der Geschichte. Wie gesagt, das Buch hat mich irgendwie hin und hergerissen.
Mein persönliches Highlight?
Absolut genial fand ich den Moment, wie Ed in Aberdeen Brillen für Tanzie besorgt. Die Kleine ist ohne Lesebrille blind wie ein Maulwurf und ihre eigene ist kurz vor Ankunft in Aberdeen kaputt gegangen. Ohne die Brille hätte Tanzie keine Chance am Wettbewerb. Ed rast also in letzter Minute in die Stadt, entert ein Brillengeschäft und da er nicht weiss, ob das Mädchen weit- oder kurzsichtig war, kauft er kurzerhand das ganze Gestell leer, lässt die Brillen in eine Tüte verpacken und hetzt zurück zur Schule, wo man ihn zuerst natürlich nicht mehr reinlassen will. Hier eine kurze Textpassage aus dem Buch, wo Ed versucht Tanzie die Brillen zukommen zulassen:
"Wir haben drei ganze Tage und Nächte gebraucht, um hierherzukommen. Drei Tage, in denen mein wirklich sehr schönes Auto mit Erbrochenem beschmiert und der Polsterung von einem Hund unaussprechliche Dinge angetan wurden. Und ich mag Hunde nicht mal. Ich habe mit einer Fremden in meinem Auto übernachtet. Es war keine sehr bequeme Nacht. Ich musste mich an Orten aufhalten, an denen sich kein vernünftiger Mensch längere Zeit aufhalten sollte. Ich habe einen Apfel gegessen, der in den viel zu engen Hosen eines Teenagers gesteckt hat, und einen Döner, der nach meiner Überzeugung Menschenfleisch enthielt. Ich habe in London eine grosse, eine riesige persönliche Krise zu bewältigen und bin stattdessen mit Leuten, die ich nicht kenne - allerdings sehr netten Leuten -, fünfhundertachtzig Meilen gefahren, weil sogar ich begriffen habe, wie wichtig dieser Wettbewerb für sie ist. Lebenswichtig. Denn alles, was für dieses Màdchen zählt, ist Mathematik. Und wenn die Kleine keine Brille bekommt, mit der sie etwas sehen kann, bekommt sie keine faire Chance in Ihrem Wettbewerb. Und wenn sie keine faire Chance bekommt, verliert sie die Möglichkeit, auf eine Schule zu gehen, auf die sie wirklich unbedingt gehen muss. Und wenn das passiert, wissen Sie, was ich dann tue?"
Der Mann starrte ihn an.
"Dann gehe ich in diesen Raum und schnappe mir jedes einzelne Aufgabenblatt von den Schülern und reisse es in wzinzige Stücke. Und all das tue ich sehr, sehr schnell, sodass Sie keine Gelegenheit haben, den Wachschutz zu rufen. Und wissen Sie, warum ich das tun werde?"
Der Mann schluckte. "Nein."
"Weil all das einen Sinn gehabt haben muss."
Herrlich, findet Ihr nicht?
Wem würde ich das Buch empfehlen?
Allen, die den englischen Schreibstil und Geschichten von Underdogs, die sich immer wieder aufrappeln, mögen. Das Buch ist meiner Meinung nach kein Liebesroman, aber eine schön erzählte Geschichte, die zulesen sich lohnt, auch wenn vielleicht für einem selbst nicht alles schlüssig ist.
Viel Spass!
Alex
Hier werden künftig meine eigenen aber auch Bücher von anderen Autoren und Autorinnen vorgestellt. Ich hab einen Hang zu ChickLit und Romanen die zum Lächeln und Träumen einladen. Aber auch andere Genre werden hier respektvoll behandelt, denn die Geschmäcker sind Gott sei dank verschieden... was hätten wir ansonsten für einen Einheitsbrei. Schnapp Dir einen Kaffee und mach es Dir im Buechkafi (Bücherkaffee) gemütlich.
Hallo Alex,
AntwortenLöschenich habe gerade deinen Blog gefunden und freue mich immer wenn ich Buchtipps auf diese Art erhalten kann. Ich lese sehr gern und bin immer auf der Suche nach neuem Lesestoff.
Danke für die Vorstellung dieses Buches!
Grüße ins Wochenende sendet dir Stine