Titel: Ich wollte immer nur dich
Autor: Anne Wiegner
Verlag: Forever Ullstein
Seitenzahl: 430 Seiten
ASIN: B00TYKAC9G
ISBN: 978-3-95818-035-2
Erhältlich: als ebook in allen Online Büchershops
Fotoquelle: Thalia
Klappentext:
Johannas Leben ist zum
Stillstand gekommen: Job, Familie, Beziehung – alles Routine, keine
Höhen, keine Tiefen, nur glattpoliertes Gleichmaß. Sie ist Mitte
vierzig, abgeklärt und hält Träumen für reine Zeitverschwendung. Doch
dann überschlagen sich die Ereignisse: Ihr Mann verlässt sie und sie
macht sich auf die Suche nach ihrer Jugendliebe, dem charismatischen
Paul, der bereits vor zwanzig Jahren ihr Leben gründlich durcheinander
gewirbelt hat. Schon bei ihrem ersten Treffen ist alles wieder da:
dieser unerklärliche Zauber der Studententage, die Anziehung, das
Verlangen. Kopfüber stürzt sich Johanna in ein leidenschaftliches
Abenteuer, in dem sie nachholt, was sie in den Jahren ihrer Ehe versäumt
hat.
„Alte Liebe rostet nicht“, sagt Paul lachend.
„Das klingt nach Happy End“, antwortet Johanna.
Vor lauter Glück merkt sie nicht, dass Paul ein Mann voller Geheimnisse ist und trifft eine folgenschwere Entscheidung …
Ein gefühlvoller Roman, der unaufhaltsam auf den Abgrund der Liebe zusteuert.
Feedback der Leserinnen:
Elektrisierender Titel, der auch inhaltlich hält, was er verspricht!
Leselady
Anne Wiegners
Debütroman ist so ganz anders als man beim Anblick des Covers und beim
Lesen des Titels erwartet. Es ist ein faszinierender zeitgenössischer
Roman über eine Frau in den besten Jahren, die gerade eine Trennung
hinter sich hat und neu verliebt, die aber auch erfahren muss, dass
Liebe zwar nicht blind, aber doch ein wenig kurzsichtig macht.
Susanne
Johannas Abenteuer
rund um die Liebe und das Finden zu sich selbst war ein Auf und Ab der
Gefühle. Überraschende Handlungen, Spannung, Freundschaften und Intrigen
– dieser Roman vereint all diese Punkte in einem flüssigen Schreibstil
...
Christina
Christina
Die Autorin Anne
Wiegner hat es geschafft, mich ab der ersten Seite in den Bann der
Geschichte zu ziehen. Mit jeder Seite habe ich mit Johanna gefühlt,
geliebt, gewütet, gehofft und kapituliert. Es war mir kaum möglich, das
339 Seiten umfassende Ebook aus den Händen zu legen. Eine wirklich
fesselnde Geschichte darüber, wie das Leben einem spielt ...
Sandra
Mitmach-Projekt:
Und wenn ihr den Roman
gelesen habt und euch dann fragt: Soll´s das jetzt gewesen sein?, dann
seid ihr herzlich eingeladen, mit der Autorin und anderen Leserinnen
gemeinsam weitere Pläne zu schmieden und einen Fortsetzungsroman zu
schreiben.
Wer Lust hat mitzumachen, schaut am besten auf der Homepage von Anne Wiegner vorbei: www.annewiegner.de.
Leseprobe:
Schon
beim Aussteigen hörte ich das quietschende Lachen, die anspornenden
Zurufe, das quirlige Getobe, das die ganze Gegend erfüllte und eindeutig
aus unserem Garten stammte. Ich atmete tief durch. Jetzt, so kurz vor
den großen Ferien, waren meine Nerven zum Zerreißen gespannt und ich
konnte den fröhlichen Kinderlärm nur schwer ertragen. Ich musste meine
Reizbarkeit bewusst in Ketten legen, um die Ungerechtigkeiten meinen
eigenen Kindern gegenüber in Grenzen zu halten.
Langsam
öffnete ich das Tor, durchschritt den Vorgarten, stieg die Stufen zur
Haustür hinauf und sagte mir bei jedem Schritt, dass sich alles im
grünen Bereich bewege, ich ruhig und gelassen sein könne, spielende
Kinder fielen nicht unter die Lärmschutzverordnung. Doch als ich die
Haustür öffnete, traf mich fast der Schlag: Socken, Trinkflaschen,
Röcke, Handtücher, Decken, kurze Hosen und Shirts, Verpackungsreste von
Süßigkeiten und Badelatschen bildeten eine Straße der Verwüstung, die
sich vom Eingang quer durch das Wohnzimmer bis hin zur Terrassentür
erstreckte. Im Gegenzug bewegten sich nasse Fußabdrücke in Richtung
Toilette, vermischt mit den Resten des frisch gemähten Rasens, und die
Erdspuren dazwischen kündeten davon, dass die Kinder mehrfach die
Abkürzung durch die Beete genommen hatten.
Warum spielten alle Nachbarskinder immer bei uns?
Ich
trat hinaus auf die Terrasse und hielt die Hand schützend über die
Augen. Alle Gartenmöbel waren aus dem Schuppen herausgezerrt und auf dem
Terrain verteilt worden. In der Mitte der Rasenfläche stand unser
aufblasbares Planschbecken, für das meine Mädchen eigentlich schon zu
groß waren, aber bei dieser Hitze war ihnen jede Abkühlung recht. Sechs
Kinder fegten durch den Garten und veranstalteten einen Lärm wie eine
ganze Schulklasse. Der Reihe nach nahmen sie Anlauf, sprangen quiekend
in die Wasserpfütze, die nach allen Seiten spritzte, und kommentierten
lauthals jede ihrer Aktionen.
Johanna,
bleib ruhig, sagte ich mir, da ihre Kinder alle hier sind, können sich
die Nachbarn auch nicht beschweren, und wenn sie nachher wieder weg
sind, verschwindet mit ihnen auch das Chaos.
Ich atmete tief durch und rief:„Der Eismann ist da!“, in die tobende Menge hinein.
Mit
einem ohrenbetäubenden Indianergeheul stürmten die Kinder auf mich zu,
umzingelten mich, und ich überließ ihnen kampflos die Beute.
„Danke,
Mama, du bist die Beste!“ Lisa schlang ihre Arme um meine Hüfte und
schmiegte sich kurz an mich, um gleich darauf den anderen
hinterherzujagen und sich auf ihr Lieblingseis zu stürzen.
Während
die Kinder ihre Erfrischung löffelten, setzte für einen Moment Ruhe
ein. Ich ging zum Kirschbaum, an dem die hellroten Früchte eine reiche
Ernte versprachen, streckte mich im Liegestuhl aus, der in seinem
Schatten stand, und schloss die Augen.
Ich
war jetzt zweiundvierzig, hatte einen Beruf, der mich mehr als
ausfüllte, zwei Töchter, von denen die eine in der Pubertät und die
andere mal wieder in einer Trotzphase steckte und …
keinen
Mann mehr. Er hatte mich im Frühjahr verlassen. Nach zwanzig Jahren Ehe
hatte er sich eine Jüngere gesucht. Schweigend hatte er eines Tages
zwei Reisetaschen gepackt und ebenso schweigend seinen zwei
Prinzessinnen einen Kuss gegeben, ganz so, als ob er zu einer seiner
ungezählten Dienstreisen aufbrach.
„Bringst du uns was Schönes mit?“, hatten sie arglos gefragt.
Für einen Moment wurde sein Blick leer, aber dann versprach er es: „Immer. Wohin ich auch gehe.“
Für
mich hatte er keinen Blick mehr übrig gehabt, zu viele waren in den
letzten Jahren zwischen uns hin- und hergewandert, hatten zu
Missverständnissen geführt oder erst gar keine Erwiderung gefunden. Wir
wussten beide, dass sich unsere Wege trennen mussten, wenn wir nicht in
der Eiseskälte unserer Beziehung erfrieren wollten. „Bis dass der Tod
euch scheidet.“ - Ich hatte es vor aller Welt versprochen und hätte nie
den Mut gefunden, diesen Bund zu lösen. Aber Karen hatte gesagt: „Sei
froh, jetzt kannst du dein Leben noch einmal neu beginnen.“
Und
tatsächlich war ich am Anfang erleichtert gewesen, konnte freier atmen
und empfand so etwas wie einen inneren Frieden, aber zunehmend fühlte
sich unsere Trennung wie eine Niederlage an, wie eine Kapitulation vor
den Problemen, und unversehens schlug die Ruhe in Stille um, in Angst
vor dem Stillstand.
„Das
war lecker.“ Lisa drückte mir einen Kuss auf die Wange und langsam
kamen die Kinder wieder auf Touren. Ich musste diesen
Abenteuerspielplatz so schnell wie möglich verlassen, sonst würde mir
noch der Kopf zerspringen. Eilig sammelte ich die leeren Eisbecher vom
Rasen, überzeugte mich mit einem Rundumblick, dass nichts das Spiel der
Kinder gefährden konnte, und zog mich ins Haus zurück.
Einen
kurzen Augenblick lang überlegte ich, wo der Karton mit Pauls
Liebesbriefen hingekommen sein könnte, verwarf aber sofort wieder die
Idee, danach zu suchen.
*
Als
ich am nächsten Morgen unseren Pausenraum betrat, hängte Karen gerade
ihre Jacke in den Garderobenschrank. Wir hatten beide zusammen in
Dresden studiert, uns vier Jahre lang ein Zimmer und alle Geheimnisse
geteilt, waren zu den Höhen pädagogischer Weisheiten hinauf- und in die
Niederungen des Dresdner Nachtlebens hinabgestiegen. Uns gab es nur im
Doppelpack: Karen, die Ruhige, Besonnene, die mit ihren großen braunen
Augen sanft in die Welt blickte und deren Gedanken sich nie ganz
ergründen ließen. Und ich, Johanna, die Laute, Quirlige, die ihr Herz
auf der Zunge trug, naiv und vertrauensselig, neugierig und
lebenshungrig.
„Guten
Morgen, Hanna“, begrüßte mich Karen und musterte mich aufmerksam, als
wolle sie prüfen, in welcher Stimmung ich mich befand, ehe sie
hinzufügte, dass es ihr leidtäte.
„Was?“
Obwohl ich wusste, was sie meinte, wollte ich nicht zugeben, dass auch
ich seit gestern an nichts anderes mehr gedacht hatte.
„Dass ich Paul erwähnt habe.“
„Warum hast du es dann getan?“
Karen
löste sich vom Schrank, öffnete ihre Schultasche und wühlte darin
herum, als stecke die Antwort zwischen den Heften und Büchern. Sie sah
müde aus und ich hatte das Gefühl, dass sich ihre Stirnfalte über der
Nasenwurzel heute etwas tiefer kerbte als sonst.
„Karen?“
Sie richtete sich auf und sah mich an: „Ich weiß, es war ein Fehler, aber ich war selbst so überrascht.“
Mit
einem Schwung wurde die Tür aufgestoßen und ich musste einen Schritt
beiseite springen, um nicht gerammt zu werden. Hans blieb abrupt im
Türrahmen stehen und ließ aufmerksam seine Augen zwischen Karen und mir
hin- und herwandern: „Hey, Mädels, was ist los? Ihr belauert euch wie
Stubenkatzen, die eine Okkupation ihres Reviers befürchten. Gibt es ein
Problem?“
Hans
war mein Lieblingskollege, immer gut gelaunt, obwohl ihn nur noch zwei
Jahre vom Ruhestand trennten, immer kollegial und verständnisvoll,
obwohl er unser Fachbereichsleiter war, immer in Jeans und Turnschuhen,
obwohl ihn sein Sohn bereits zum Großvater gemacht hatte. Sein graues
Haar trug er für meinen Geschmack etwas zu lang, manchmal band er es
sogar zu einem kleinen Zopf zusammen – er war eben ein echter 68er.
Ich warf Karen einen fragenden Blick zu. Sie deutete ein leichtes Kopfschütteln an.
„Frauenprobleme,
Midlife-Crisis“, wich ich aus und verdrehte dabei die Augen, um
selbstironisch zu wirken. „Das willst du gar nicht wissen.“
Hans
warf belustigt seine Aktentasche auf den Tisch: „Nee, ich bin froh,
dass meine Frau das schon alles hinter sich hat. Es war schrecklich.“
Zufrieden
mit meinem Ablenkungsmanöver schichtete ich meine Unterlagen, die ich
für die erste Stunde brauchte, zu einem Stapel auf und drückte sie mir
an die Brust. Karen hängte sich ihre Tasche um und wir steuerten beide
gleichzeitig auf die Tür zu.
„Lass
uns in der Mittagspause einen Kaffee trinken gehen“, flüsterte sie mir
im Hinausgehen zu und warf einen Blick zurück auf Hans, der völlig
arglos Pinsel, Farben und Papiere zusammenstellte.
*
Danke, Anne, dass Du im Buechkafi zu Gast warst und ich bin schon sehr gespannt auf Deinen nächsten Roman.
Alles Liebe!
Alex